ACPI Wakeup
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Version vom 2. März 2008, 19:28 Uhr
Inhaltsverzeichnis |
Beschreibung
ACPI (Advanced Configuration and Power Interface) ist eine Schnittstellenspezifikation für das Zusammenspiel moderner Rechnerhardware und Betriebssysteme. Dadurch benötigt das Betriebssystem keine Informationen über die vorhandene Hardware, um gewisse Hardwarefunktionen nutzen zu können. ACPI ist eine Weiterentwicklung von APM, PNPBIOS und weiteren Techniken und bietet unter anderem Funktionen zur Kontrolle des Energieverbrauchs, zur Versetzung von Rechnern in den Ruhezustand und zur Aktivierung und Deaktivierung von Geräten.
ACPI-Wakeup bedeutet also vor diesem Hintergrund, dass der Rechner über das ACPI-Kernelinterface geweckt werden kann. Dazu schreibt man die Weckzeit in eine bestimmte Datei, die sich je nach Kernelversion entweder im proc- oder sysfs-Verzeichnisbaum befindet. Danach wird der Rechner schlafen gelegt, denn standardmäßig wird das Aufwachen nur aus den Schlafmodi Standby und Suspend to RAM unterstützt. Suspend to Disk ist optional, ist aber bei vielen Boards implementiert. Wenn alles klappt, wacht der Rechner dann zur übergebenen Uhrzeit wieder auf und fährt hoch.
Anwendung
Kernel < 2.6.22
Der Pfad lautet /proc/acpi/alarm. Die Weckzeit wird im Format YYYY-MM-DD HH:MM:SS erwartet. Unbedingt darauf achten, ob die HW-Uhr in UTC oder in lokaler Zeit läuft! Gegebenenfalls muss man eine oder zwei Stunden abziehen.
Beispiel:
echo 2006-02-09 23:05:00 > /proc/acpi/alarm
Kernel >= 2.6.22
Der Pfad lautet /sys/class/rtc/rtc0/wakealarm. Näheres zur benötigten Kernelkonfiguration siehe MythTV-Wiki-Eintrag zu ACPI-Wakeup. Die Weckzeit wird als Anzahl der Sekunden seit dem 01.01.1970 erwartet und ohne Beachtung der jeweiligen Zeitzone in YYYY-MM-DD HH:MM:SS umgerechnet. Es ist daher ratsam, die Systemuhr in UTC laufen zu lassen, um im Shutdown-Skript keine Zeitzonen-abhängige Korrektur der vom VDR kommenden UTC-Zeiten vornehmen zu müssen.
Beispiel:
date +%s -d "Fri Feb 22 21:00:00 MET 2008" > /sys/class/rtc/rtc0/wakealarm
Test
Bei beiden Varianten kann mittels...
cat /proc/driver/rtc
...der Erfolg des Setzens überprüft werden.
Überprüfen der Hardwarefähigkeiten
Voraussetzung für das Funktionieren von ACPI-Wakeup ist natürlich ein ACPI-fähiges Motherboard, was auf alle Consumer-Boards ab dem Jahr 2000 zutreffen sollte. Bevor man sich genauer mit der Thematik auseinandersetzt, ist es sinnvoll, die Fähigkeiten des Boards herauszufinden. Interessant ist hier besonders, ob das Setzen des Datums und das Aufwachen aus dem SoftOff-Zustand unterstützt wird.
Diese Informationen sind in einer standardisierten Tabelle, der Sog. FADT (Fixed ACPI Description Table) hinterlegt. Bei aktuellen Kerneln (>= 2.6.22) werden diese Informationen im Kernel-Log ausgegeben:
ACPI: RTC can wake from S4 ... rtc0: alarms up to one month
Hat man nur einen älteren Kernel zur Verfügung, muss man die FADT selber über eine Pseudodatei im proc-Verzeichnisbaum auslesen. Das geschieht wie folgt:
cat /proc/acpi/fadt > ~/fadt.bin
Diese Datei kann nun in einem Hexeditor (z. B. xxd oder KHexEdit) geöffnet werden. Interessant sind die Bytes 0x6A (106) und 0x6B (107). Sind diese nicht null, sollte das Board das Setzten des Tages (106) und des Monats (107) unterstützen. Die Fähigkeit, aus Zustand S4 aufzuwachen, wird mit dem höchstwertigen Bit im Byte 0x70 (112) kodiert.
Beispiel (interessante Bytes mit * markiert):
xxd -g 1 ~/fadt.bin 0000000: 46 41 43 50 74 00 00 00 01 bf 47 42 54 20 20 20 FACPt.....GBT 0000010: 41 57 52 44 41 43 50 49 31 2e 30 42 41 57 52 44 AWRDACPI1.0BAWRD 0000020: 00 00 00 00 00 00 ef 03 c0 30 ef 03 00 00 09 00 .........0...... 0000030: b2 00 00 00 a1 a0 00 00 00 40 00 00 00 00 00 00 .........@...... 0000040: 04 40 00 00 00 00 00 00 00 00 00 00 08 40 00 00 .@...........@.. 0000050: 2c 40 00 00 28 40 00 00 04 02 00 04 04 04 10 00 ,@..(@.......... 0000060: 5a 00 84 03 00 00 00 00 01 01*0d*00*00 00 00 00 Z............... 0000070:*a5*04 00 00
Dieses Board (Gigabyte GA-6OXM) unterstützt also das Aufwachen aus S4 (0xA5 = 10100101b) und das Setzten des Tages, nicht aber das Setzen des Monats.
Hinweise
- Manche Mainboards sind etwas begriffsstutzig, so dass die Weckzeit zweimal in /proc/acpi/alarm geschrieben werden muss. Die Gentoo-VDR-Skripte machen das bereits.
- Manche Mainboards wachen nicht auf, wenn nach dem Speichern der Aufwachzeit die Hardwareuhr verändert wird, was meist beim Herunterfahren mittels eines Init-Skriptes geschieht. Die meisten Distributionen halten einen Parameter in ihren Init-Skripten oder Konfigurationsdateien bereit, um dieses zu deaktivieren. Alternativ kann man das Skript auch so modifizieren, dass es direkten ISA-Zugriff verwendet. Dazu dem hwclock-Aufruf "hwclock --systohc" zusätzlich den Parameter "--directisa" mitgeben. Das Skript findet man mit:
grep "hwclock" /etc/init.d/*
- Wenn ein Board aus S4 aufwachen kann, ist die Chance groß, dass es auch aus dem SoftOff erwacht, auch wenn dies vom ACPI-Standard nicht vorgesehen ist.
ACPI Test Script
#!/bin/bash # Startet dem Rechner nach 3 Minuten über ACPI neu. min=`date "+%M"` nextmin=`expr $min + 3` nextboot=`date "+%Y-%m-%d %H:"$nextmin:00` echo $nextboot > /proc/acpi/alarm # Einige Mainboards sind etwas begriffsstutzig, echo $nextboot > /proc/acpi/alarm # sie kapieren erst nach zwei Aufrufen, was Sache ist. echo "Aktuelle Zeit: "`date "+%Y-%m-%d %H:%M:%S"` echo "Starte Rechner neu um: "`cat /proc/acpi/alarm` echo "Fahre Rechner nun runter." busybox poweroff #/usr/bin/poweroff.pl #poweroff
Liste getesteter Mainboards
Hier eine Liste von Mainboards, bei denen das Aufwachen per ACPI funktioniert oder aber auch nicht funktioniert.
Von VDR-Benutzern werden erfolgreich bzw. nicht erfolgreich eingesetzt:
Mainboard | ACPI i.o. | Hinweise/Besonderheiten |
VIA EPIA 800 | nein | Nur Wecken per set_timer funktioniert. |
VIA EPIA ML5000 | ja | Ist mit dem ACPI Test-Script aus dem Standby gestartet. |
VIA EPIA M10000 | ja | Wakeup per RTC muss im BIOS deaktiviert werden.
Nach Setzen der ACPI-Weckzeit darf die RTC per hwclock nicht mehr verändert werden. |
VIA PC2500 | ja | Wakeup per RTC muss im BIOS deaktiviert werden.
Nach Setzen der ACPI Weckzeit darf die RTC per hwclock nicht mehr verändert werden: In /etc/default/rcS einfügen: HWCLOCKACCESS=no |
Asus A8V Deluxe | ja | -/- |
Asus P48X | ja | -/- |
Asus P5B WIFI Deluxe AP | ja | -/- |
Asus Pundit P1-AH2 | ja | Wakeup per RTC muss im BIOS deaktiviert sein.
Nach Setzen der ACPI-Weckzeit darf die RTC per hwclock nicht mehr verändert werden. |
Gigabyte GA-6VEML | ja | mit BIOS v7 |
DFI CA63-SN | ja | Resume on Alarm muss im BIOS aktiviert sein und Datum und Zeit müssen alle auf 0 stehen. |
MSI K8N NEO-FSR V2.0 S.754 (Version 3.0) | ja | Nur Uhrzeit, kein Tag einstellbar. |
MSI MS-6723 ver:1 (OEM Board im REAL Digitainer) | ja | Wakeup per RTC wurde im BIOS deaktiviert.
BIOS 6.02 und Kernel 2.6.23.9 |
ASUS M2A-VM (HDMI) | ja | 1.) Im BIOS: APM Configuration - Power on by RTC Alarm = "disabled"
2.) In /etc/default/rcS einfügen: HWCLOCKACCESS=no |
ASUS M2R68L (P2-M2A690G Barebone) | ja | 1.) Im BIOS: APM Configuration - Power on by RTC Alarm = "disabled"
2.) In /etc/default/rcS einfügen: HWCLOCKACCESS=no |
Shuttle XPC SN68SG2 | ja | 1.) Im BIOS: APM Configuration - Power on by RTC Alarm = "disabled"
2.) In /etc/default/rcS einfügen: HWCLOCKACCESS=no |
Gigabyte GA-K8VT800 PRO | ja | 1.) Im BIOS: APM Configuration - Power on by RTC Alarm = "disabled"
2.) In /etc/default/rcS einfügen: HWCLOCKACCESS=no |
Siehe auch: http://linvdr.org/wiki/index.php?%20pagename=LinVDR-Mainboards
ACPI Schlafmodus
Mit ACPI kann man ausserdem das System schlafen legen, wenn das Mainboard mitspielt. Je nach BIOS werden verschiedene Modi unterstützt, S1 (Standby), S3 (Suspend to RAM) oder S4 (Suspend to Disk). Im Gegensatz zum vollständigen Shutdown braucht das Reaktivieren des Systems viel weniger Zeit.
S1: CPU und einige andere Komponenten werden abgeschaltet. Das ist die einfachste, schnellste und schonendste Variante, die aber auch am wenigsten Strom spart.
echo -n "standby" > /sys/power/state
S3: Ausser dem Speicher wird alles abgeschaltet. Der Inhalt des Speichers bleibt so erhalten. Beim Einschalten kehrt das System zum ursprünglichen Zustand zurück. Man muss jedoch drauf achten, dass vor dem Abschalten alle Dateisysteme unmounted werden (vor allem Festplatten oder Netzwerk-Dateisysteme), da sonst Datenverlust droht. Ausserdem sollte VDR beendet und die DVB-Treiber entladen werden, weil die DVB-Karten auch abgeschaltet werden und beim Reaktivieren neu initialisiert werden müssen.
/etc/init.d/vdr stop /etc/init.d/dvb stop echo -n "mem" > /sys/power/state /etc/init.d/dvb start /etc/init.d/vdr start